C2C im Bau: Orientierung für Kommunen

14 Nutzungsphase

Unabhängig davon ob es sich um einen Neubau, eine Renovierung oder ein Bestandsgebäude handelt – in der Nutzungsphase bestehen noch viele Möglichkeiten, Cradle to Cradle-Aspekte umzusetzen. In diesem Kapitel gehen wir auf diese Möglichkeiten ein.

Pflege, Wartung, Werterhalt

Eine fortlaufende Überwachung des Gebäudes, der Prozesse und Vorgänge, wie die Messung der Luftqualität und das Monitoring der Energie, erlaubt es, die Qualität des Gebäudes zu verfolgen und gegebenenfalls Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen. 

Grundlage einer Bestandspflege ist eine umfassende digitale Dokumentation. Zum Erhalt von Bauten sind Pflege- und Wartungsanleitungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung zu erstellen, dies kann im Falle einer Zertifizierung beispielsweise im DGNB-System nachgewiesen werden. Diese Anleitungen müssen sowohl Maßnahmen zum Erhalt des Tragwerks, etwa Chloridschutz einer Tiefgaragenbeschichtung, als auch der weiteren Bauteile wie Fenster, Böden oder Fassaden umfassen. Für Gebäudeeigentümer*innen ist es sinnvoll, Wartungs- und Inspektionsverträge abzuschließen, die regelmäßige Inspektionen umfassen. Für Tragwerksprüfungen gibt es bereits Regelungen für regelmäßige Prüfungen von Ingenieurbauwerken, wie Brücken und Tunnel, oder größere Gebäude, wie Hallen (siehe z.B. DIN 1076, VDI 6200). 

Hinsichtlich der regelmäßigen Wartung und Pflege der Gebäudehülle und Ausbauten sollten ebenfalls Revisionen, Wartungen und Pflegemaßnahmen, wie Wiederholungsanstriche von Holzfassadenbauteilen und Fenstern, Fugenerneuerungen, Reinigungen, die dem grundsätzlichen Erhalt und der Nutzungsdauerverlängerung dienen, umgesetzt werden.

Ergänzungen, Einbau, Anbau

Für Ergänzungen, Ein- und Anbauten gelten dieselben Kriterien wie für Neubauten. Insbesondere in der Innenausstattung ergeben sich auch im Bestand in regelmäßigen Abständen Potenziale für die Integration von C2C, etwa wenn Renovierungen oder Modernisierungsmaßnahmen nötig werden oder neue Möbel angeschafft werden. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, auch im kleineren Umfang ein C2C-inspiriertes Projekt zu starten, erste Erfahrungen zu sammeln und das Gebäude gesünder zu gestalten.

Kontinuierliche Verbesserung 

Die Roadmap und die vereinbarten Ziele begleiten die Kommune über den gesamten Nutzungszyklus des Gebäudes. Sie bieten den Verantwortlichen Ansatzpunkte für kontinuierliche Verbesserungen. Es werden immer wieder neue Technologien und Methoden entwickelt, die in die Roadmap integriert werden können. Um dies sicherzustellen, ist es sinnvoll, eine Person zu ernennen, die für die Umsetzung und Aktualisierung des Fahrplans verantwortlich ist. Vorzugsweise übernimmt das die Projektleitung während der Bauphase und dann das Objektmanagement für die Betriebsphase. Denn C2C ist ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung und soll über den gesamten Nutzungszyklus über Betrieb, Instandhaltungs- und Umbaumaßnahmen des Gebäudes als Leitlinie dienen. Was heute noch unrealistisch und nicht umsetzbar ist, kann in der Zukunft erreicht werden.

In der Nutzungsphase bieten sich vielfältige Möglichkeiten, das Objekt Bürger*innen oder anderen Interessierten zugänglich zu machen. In bereits erstellten C2C-inspirierten Gebäuden wie dem Rathaus in Venlo, der Schule in Ronneby oder dem Park20|20 haben die Kommunen beispielsweise Besuche für Zehntausende von Menschen organisiert und gezeigt, was diese Projekte auszeichnet. So haben die Verantwortlichen eine breite Zustimmung und große Unterstützung in der Gemeinde sowie über Orts- und Landesgrenzen hinaus erfahren.