C2C im Bau: Orientierung für Kommunen

2 C2C in der gebauten Umwelt

2.2 C2C im kommunalen Kontext

Öffentliche Infrastruktur, öffentliche Gebäude und öffentliche Grundstücke sind Allgemeingüter, die im Interesse der Gemeinschaft und zukünftiger Generationen bewirtschaftet werden müssen. Das Umweltbundesamt stellt in einem Workshop-Bericht vor, wie diese Güter klimagerecht gestaltet werden können. Mit einem C2C-Konzept für ihre Bauprojekte können die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden einen positiven Beitrag für die Umwelt und die Menschen in ihrer Kommune leisten, Leuchtturmprojekte anstoßen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Gebäude und der Verkehr in Städten verursachen schon heute den größten Teil der weltweiten Kohlenstoffemissionen und verbrauchen die meiste Energie. Die Vereinten Nationen gehen bis 2100 von einem globalen Bevölkerungswachstum auf knapp 11 Milliarden Menschen aus. 85% davon werden der Organisation zufolge dann in urbanen Räumen leben. Kohlenstoff- und Schadstoffemissionen, Ressourcenverbrauch und Müllentstehung werden also in Städten und Gemeinden stark zunehmen, wenn sich Art und Weise wie urbane Räume entwickelt werden, nicht verändert. Denn nach wie vor dominiert eine Infrastruktur, die auf fossiler Basis arbeitet, beispielsweise durch Fernwärme aus Gas- oder Kohlekraftwerken. Das C2C-Konzept setzt genau dort an – etwa durch C2C-inspirierte Gebäude, die als aktive Energiespender mehr erneuerbare Energie produzieren als durch ihren Betrieb verbraucht wird. Da die Erzeugung dieser Energie auf ökologischen Prinzipien beruht, wird die Klimabilanz positiv.

Kommunen stehen in der Verantwortung, Vorkehrungen für die Auswirkungen des Klimawandels zu treffen. Das Leben mit einer Erderwärmung um 2 °C wird für viele Menschen tödlich sein, wie aus einer Studie hervorgeht, die im Juni 2021 im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change erschienen ist. Besonders gefährdet sind dem Umweltbundesamt zufolge dabei Menschen in Ballungszentren und Innenstädten. Erste Städte gehen die Anpassung aktiv an, weitere müssen folgen. Doch wenn aus einer Symptombehandlung eine Ursachenbekämpfung werden soll, dann müssen grundlegende Änderungen vorgenommen werden. Und eine dieser Änderungen betrifft den gebauten Raum in Städten und Gemeinden.

Der Bausektor ist einer der wesentlichen Verursacher unserer Klima- und Ressourcenkrise. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch: Er ist ein enormer Hebel für Veränderung und birgt großes Potenzial für Lösungen!

Folgende Fragen rücken dabei in den Mittelpunkt: 

  1. Wie können wir unsere Gebäude gesund für Mensch und Umwelt gestalten? 
  2. Wie können wir Gebäude so entwerfen, dass keine Rohstoffe verloren gehen sondern diese stattdessen dauerhaft in Kreisläufen zirkulieren? 
  3. Wie können wir Bauen und Gebäude sozial gerecht gestalten?

 

Cradle to Cradle ist eine Antwort auf diese Fragen. Denn mit dem Ansatz lassen sich lebenswerte städtische und ländliche Räume entwickeln, die eine soziale und biologische Diversität fördern und eine gesunde, inspirierende Umgebung bieten. In der Stadtplanung lässt sich C2C vielfach integrieren: in Gebäuden, Freiräumen sowie in der Infrastruktur. Jeder Schritt, C2C in kommunalen Bauvorhaben zu integrieren, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Je mehr Elemente in der Kommune oder Region C2C-Kriterien entsprechen und miteinander interagieren können, desto höher und effektiver ist der Mehrwert. In diesem Leitfaden liegt der Fokus auf Gebäuden (Hochbau). Das Konzept kann aber analog auf andere Bauvorhaben, wie die Planung von Fußgängerzonen, die Umgestaltung eines Marktplatzes oder den Bau eines verkehrsberuhigten Bereichs (Freiraumplanung und Tiefbau) angewandt werden.

Im Kern bedeutet C2C im Kontext von Stadt- und Raumplanung, das betreffende Gebiet als lebendigen Ort zu betrachten und zu gestalten. Hybride Nutzungskonzepte und die Beteiligung verschiedener Akteur*innen sollen einen programmatischen und flächenmäßigen Mehrwert schaffen. Für die kommunale Entwicklung nach C2C können Leitsätze eine Orientierung bieten. Einige Beispiele dafür:

  • Für Gebäude, Freiflächen und Infrastruktur werden Stoffkreisläufe konzipiert und langfristig etabliert.
  • Commons (Gemeingut), Sharing- und Service-Konzepte fördern das Nutzen von Produkten als Alternative zum Eigentum und die Kreislaufführung von Materialien. 
  • Die Nutzung erneuerbarer Energien erfolgt durch eine intelligente Planung im Mix, integriert und, wenn es sich anbietet, lokal. 
  • Das Gebiet oder Gebäude fügt sich in seine Umgebung ein.
  • Flächen werden effektiv genutzt, etwa durch Mischnutzungen zur Förderung der Diversität in Quartieren, Grünflächen zur Förderung der Biodiversität und Flächen zur Gewinnung erneuerbarer Energie.
  • Es werden C2C-Leitlinien für die Gestaltung von Gebäude und der umgebenden Fläche entwickelt.
  • Das Gebiet oder Gebäude wird partizipativ von allen Projektbeteiligten unter Einbeziehung der C2C-Kriterien entwickelt und betrieben. 
  • Wasser- und Energieversorgung von Gebäuden werden zusammengedacht, sodass Potenziale und Synergien ausgeschöpft und effizient genutzt werden können.
  • Unternehmen in C2C-inspirierten Gewerbegebieten stellen Synergien durch Kooperationen her. Dies kann auch mit weiteren Akteur*innen in nächster Nähe geschehen.