Zur Gruppe der direkt betroffenen Projektbeteiligten gehören Partner*innen im Projekt, die direkt zur Erstellung des Gebäudes beitragen. Die Auswahl der richtigen Projektpartner*innen ist eine wichtige Vorarbeit. Seitens der öffentlichen Hand als Auftraggeberin sollten insbesondere die kommunalen Volksvertreter*innen, die Verwaltung und die Personen in leitenden Rollen verstehen, welche Chancen und Mehrwerte das C2C-Konzept bietet und es aktiv einfordern.
Viele Planer*innen und insbesondere Architekt*innen reagieren positiv auf das C2C-Konzept. In der Ausbildung von Architekt*innen, Ingenieur*innen und Fachplaner*innen wird in der Regel vor allem Wissen rund um den Aufbau von Gebäuden vermittelt und die Themen Reversibilität und Rückbau vernachlässigt. ich Es sollten daher Projektpartner*innen gefunden werden, die motiviert und gewillt sind, C2C bestmöglich im Projekt zu integrieren.
Es ist sinnvoll, in den Anfangsphasen des Projektes mehrere Workshops einzuplanen, die professionell moderiert werden. Die im Projekt für C2C verantwortliche Person sollte immer in den Workshops vertreten sein, um die nötige C2C-Expertise einzubringen. Die ersten Workshops sollten im Rahmen der Visionierung und Zielsetzung (also vor HOAI LPH 1) mit Bauherrin und relevanten Beteiligten wie potentiellen Nutzer*innen, Nachbarschaft und Vertreter*innen der Stadtplanung stattfinden. Des Weiteren sollten in den frühen Projektphasen (HOAI LPH 1, 2) ein oder mehrere Workshops mit den Planenden durchgeführt werden. Dies kann beispielsweise vorbereitend im Rahmen des Architekturwettbewerbs und im Rahmen der Fachplanung stattfinden. Projektspezifisch sind natürlich auch weitere Workshops möglich. Der Bedarf sollte individuell beschlossen werden.
Ein wesentliches Ziel dieser Workshops ist es, in der Projektleitung, -steuerung, -planung und bei Entscheider*innen ein möglichst tiefes Verständnis für den Mehrwert zu erzeugen, den der C2C-Ansatz und seine Umsetzung im Gebäude bringen. Ein wichtiger Schritt dafür ist der partizipative Prozess der Visionierung und Zielsetzung und die formelle Unterzeichnung der entwickelten Zielvereinbarung.
In der Regel gehen die Beteiligten mit eigenen Zielvorstellungen in ein Projekt hinein. Diese individuellen Vorstellungen sind gegebenenfalls entstanden bevor die Beteiligten C2C kennengelernt haben. Daher ist es wahrscheinlich, dass einige der Ziele von Beteiligten erstmal nichts mit C2C zu tun haben. Um eine gemeinsame Vision für das Projekt zu entwickeln, sollten die Zielvorstellungen aller Projektbeteiligten bekannt sein. Diese Kenntnis ist nicht nur wichtig, um die Erwartungen und Perspektiven der Projektbeteiligten zu kennen, sondern auch um herauszufinden, ob einige Beteiligte bereits Ziele haben, die Mehrwert generieren können und gegebenenfalls den zirkulären Mehrwert dieser Ziele zu beschreiben. Zweck der Vision und Zielsetzung ist dann, dass alle Beteiligten wissen, was im Projekt angestrebt wird, um gemeinsam darauf hinarbeiten zu können.
Bei der Identifizierung individueller Ziele und der Entwicklung einer gemeinsamen Vision sollten folgende Aspekte beachtet werden:
In Bauprojekten kommt es häufig zu Zielkonflikten unter den Beteiligten. Die Zielkonflikte entstehen aus unterschiedlichen Bedürfnissen, aber auch aus grundsätzlichen Haltungen der Beteiligten. Aus der bisherigen Arbeit von Cradle to Cradle NGO mit Städten und Gemeinden, umgesetzten C2C-Bauprojekten sowie derzeit laufenden Prozessen für C2C-inspirierte Gebäude ergibt sich dabei folgendes Bild: Die am Projekt Beteiligten neigen dazu, sich entweder eher innovativ oder adaptiv zu verhalten. Für Menschen mit einer innovativen Haltung sind neue Wege und Ziele reizvoll. Sie akzeptieren auch die damit verbundenen Risiken. Menschen mit einer adaptiven Haltung legen einen Fokus darauf, Vorgedachtes auszuführen und pragmatisch in die Praxis umzusetzen. Beide Haltungen können in der Diskussion über gemeinsame Ziele und eine gemeinsame Vision hilfreich sein. Um fruchtbare Aspekte zu identifizieren, die das Projekt voranbringen können, ist ein dezidiertes Change-Management im gesamten Prozess hilfreich. Es trägt dazu bei, unterschiedliche Bedürfnisse und Haltungen zusammenzubringen. Ein Lösungsansatz kann sein, verschiedene Räume oder Bereiche des Gebäudes festzulegen, in denen eher innovative oder eher traditionelle Faktoren dominieren können.
In der öffentlichen Diskussion über Nachhaltigkeit steht heute in der Regel eine Minderung von Emissionen, Schadstoffen oder Müllaufkommen im Mittelpunkt. Daher hat sich in der Breite der Gesellschaft verfestigt, dass nur die Reduktion negativer Auswirkungen menschlichen Handelns ein erreichbares und ausreichendes Ziel ist. Es ist also zu erwarten, dass viele Projektbeteiligte, denen C2C bisher kein Begriff war, auch mit dieser Vorstellung in das Projekt gehen. C2C will aber einen wirklichen Mehrwert schaffen und diesen maximieren – also möglichst große positive Effekte für Gesellschaft und Umwelt schaffen. Eine der größten Herausforderungen bei der Implementierung von C2C besteht darin, den Beteiligten diesen Unterschied aufzuzeigen.
In der Regel haben die meisten Projektbeteiligten funktionale Ziele, beispielsweise für eine bestimmte Anzahl von Nutzer*innen Raum zu schaffen. Diese Ziele können als Ausgangspunkte genutzt und um Mehrwert schaffende Ziele erweitert werden. C2C-Ziele für das Bauprojekt können sich beispielsweise auf folgende Handlungsfelder beziehen:
Die Schritte zur Vision und Zieldefinition werden in Kapitel 9 beschrieben. Die Tabelle 3 zeigt Beispiele für Mehrwert schaffende C2C-Ziele.
Diese Handreichung ist ein Projekt von Cradle to Cradle NGO und der Nordakademie-Stiftung.
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